@Wolf - Glück gehabt ... oder vorsichtiger gefahren, als der Text vermuten lässt UND Glück gehabt.
;)
Zur Frage:
Du hast insofern recht, als Du in wahrscheinlich 99% aller Fälle auch ohne ABS gut klar kommen wirst. Das Problem ist, dass das letzte Prozent mindestens sauteuer wird ... oder Dich das Leben kostet.
Um das ganz klar zu sagen - ABS ist kein Zaubermittel! Aber in verschiedenen - besonders für Motorradfahrer kritischen - Situationen macht das ABS den Unterschied zwischen Schreck und Schrott.
Wenn es Dir ausschließlich um den Kostenfaktor geht, sollte es eigentlich keine Frage geben - schon ein leichter Sturz, z.B. wegen eines überbremsten Vorderrades (DER ABS-Paradefall!) kostet mehr, als den Aufpreis beim Kauf. (Zumal es ABS ja mittlerweile doch bei vielen Maschinen serienmäßig gibt ... und angesichts des Gesamtpreises sind auch die 800 € bei BMW lächerlich.) Ein Mal Blinker, Lenker, Brems- / Kupplungshebel, Spiegel, Fussraste, ggf. + Einbau... 800 € sind ganz fix weg. Und da sind Beulen und Lackschäden oder teure Teile wie der Scheinwerfer oder Verkleidungen und auch Deine Klamotten noch gar nicht mit drin.
Ein anderer Aspekt ist der Wiederverkauf - ABS-lose Maschinen aus Serien, wo es ABS gab, sind praktisch nur über den Preis zu verkaufen - und die Einbußen liegen meist über dem Aufpreis beim Kauf. Selbst bei den angesprochenen BMWs geht es ohne ABS nur über den Preis - und die haben sonste eigentlich keine Absatzsorgen, auch bei den Gebrauchten nicht.
Wenn es nicht nur ums Geld, sondern ums Prinzip geht - ja, selbst mit aktueller Technik können absolute Profis unter optimalen Bedingungen und bei geplanten Bremsungen die ABS-Werte knapp unterbieten (jedenfalls meistens - Gegenbeispiel siehe 2. Link). Sobald aber die Bedinungen nicht mehr optimal sind (da reicht schon etwas Sand auf der Strecke), regelt die Technik schlicht schneller und näher am Limit. Da gibts selbst für Profis keinen Blumentopf mehr zu gewinnen. Solche "Späße" wie wirklich schlechte Straßenverhältnisse, Nässe und schlichte Überraschung sind da noch gar nicht mit im Spiel.
Und dann steht ja immer noch die Frage, wieviel Profi in Dir steckt?
...eine realistische Selbsteinschätzung erfolgt am Besten immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
;)
Ich selber hatte auch noch keinen ABS-Fall (Sturz) - aber schon etliche Gelegenheiten, wo ich mir eins gewünscht hätte. Dreckige Straßen, Wild, Laub usw. - fährt sich Alles wie auf rohen Eiern. Und wenn ich bisher trotz stehendem Vorderrad noch nicht im Straßenverkehr gelegen habe, dann liegt das
1. an der recht zurückhaltenden Fahrweise bei entsprechenden Bedingungen,
2. an mittlerweile etlichen Hunderttausend Kilometer Ganzjahres-Praxis und
3. an fast schon unverschämtem Glück
(...und diversen "Trainingsstürzen" auf abgesperrter Strecke und mit alten Karren).
MEIN nächstes Motorrad wird auf jeden Fall ABS haben!
Selbst WENN man den nötigen Grip hat - so ein Stoppie macht nur Spaß, wenn man den freiwillig provoziert. Wenn man quasi im Handstand vor / über einer Wildsau steht und sich aussuchen kann, ob man reinbrettert, sich überschlägt oder vielleicht doch eher das Vorderrad wegschmiert, dann ist Schluss mit Lustig.
Von mir also ein ganz klares "PRO-ABS"-Statement!
Ein wenig Lesestoff ist angehängt.
Nachtrag @Wolf:
Da hast Du DEFINITIV recht!
ABS ist ne feine Sache aber (siehe oben) eben kein Zaubermittel und es ersetzt schon gar nicht eine solide Ausbildung und ein Mindestmaß an "Weitblick" beim Fahren (in jeglicher möglichen Auslegungsvariante des Wortes).
Ich sehe Deinen Kommentar auch nicht als Ablehnung des Systems an sich - schließlich fahren die Leute seit über 100 Jahren Motorrad und erst seit knapp 30 mit ABS. Und auch wenn der verkehr und die im Einzelfall gefahrenen Geschwindigkeiten sich schon sehr verändert haben - auch ABS-Fahrer sind schon drauf gegangen, weil sie es übertrieben haben.
Der Vorteil von ABS ist meiner Meinung nach, dass man ggf. "voll rein langen" kann und sich dabei darauf konzentrieren kann, WO man hin fährt und nicht zusätzlich noch darauf achten muss, ob sich noch alle Räder drehen.
Meine Erfahrung ist, dass man - speziell auf Bikes mit sehr guten Bremsen, wie meiner FZS - das Potential oft nicht voll oder zu langsam ausnutzt, weil man sich erst an die Grenze "herantasten" muss. Oder dass man bei gutem Grip aus einer Gefahren-Bremsung heraus plötzlich Handstand macht. (Ist mir dieses Jahr schon zwei Mal passiert.) In solchen Situationen sind auch alte Hasen und selbst Profis schnell überfordert - und DAS ist mein Hauptargument "pro ABS".
Aber wer seine Grenzen nicht kennt und schlicht zu schnell ist, um auf der Straße zu bleiben, der ist eben zu schnell - da stimme ich dir voll zu!